Alter und Verwirrung
Wenn man eine Reise tut ist es auch immer wichtig auf die Sicherheit zu achten (zumindest bei uns Deutschen). Geld im Safe: Check! Alle Fenster zu: Check! Tür abgeschlossen: Check! Äh, moment, noch schnell was holen. Dann, Tür abgeschlossen: Check? Achwas! Fahrt ins Städtl (macht man als Badner so gerne). Scheen, Sonne, Markt, Handyhüllenläden, und Sonnenbrillen (gleich drei gekauft, eine für d'Corina, eine als Spängerle für die bleede Hoor un eine zum uffziäga will hit ussnohmswies mol d'Sunn schiient). Zurück zum Auto. Thema Sicherheit: Öffentlicher Parkplatz, abglege, s'hintere Fenster sperrwagewitt offe! D' Corina sagt: "Ich ha au no denkt des geht zu, wenn du abschliäsch." Da unser Gefährt weit ab vom Typ " Krösus 2000 GTI" ist hat das gottseidank auch niemanden interessiert. Auf dem Heimweg natürlich wieder einmal verfahren (eine gewisse Kontinuität muss sein!). Daheim angekommen: Türe aufschliessen (ich sag nix!).
Auch das Gehör lässt langsam nach: Sag ich zu Corina (mit Bli:ck auf unsere erworbene Plastikschale halb voll mit Oliven- Knoblauchpaste) " do het m'r kinne au noch d'Olive nieschmisse", sagt sie: "do dien doch d' Möwe nit nieschisse"
Mittlerweile hab ich schu halber einer hänge middle am Nommidag, will ich der Meinung war ich hätt Wisswiienschorlesiäss im Glas und hab ä grosser Schluck pur gnumme.
*********************************************************************
"Rot ist das neue Braun"
Der Tag begann wie gestern, mit dem zur Seite schieben des Vorhangs und dem zufriedenen Erkennen von Sonnenstrahlen. Auch wenn sich die 14 Grad im Mobilhome nur mit Unterhosen bekleidet etwas fröstelnd anfühlten, konnten diese mir die gute Laune nicht verderben und ich schaltete trotzig die Heizung an. Dank sogleich eingeschaltetem Internet war es sogar möglich festzustellen, dass es bei uns im Moment doppelt so warm war wie zu Hause! Nach einem wieder reichhaltigen Frühstück beschlossen wir nach St. Maries de la Mer zu fahren wo ich 1983 zum ersten Mal war und zwar mit dem Mofa. Auf der Tour stellte sich relativ bald heraus, dass es eine hervorragende Idee ist sich am Pfingstsonntag um die Mittagszeit auf die Küstenstrassen Frankreichs zu begeben, da nicht nur wir diese tolle Idee mit dem Ausflug hatten. In St Maries angekommen: Toilettensuche (ich glaub die Franzose miässe nie uffs Clo), Mittagessen in einem von TripAdvisor empfohlenen, tollen Burgerrestaurant (mit Toilette), Stadtbesichtigung und, hoppla, eine Stierkampfarena! Das miassans gsehen ham, dachte sich Corina und gleich darauf fanden wir uns in freudiger Erwartung im unüberdachten Rund der Arena wieder. Nach zweieinhalb Stunden in der prallen Sonne (wobei ich jetzt so langsam wieder zum Thema komme) verlassen wir das Spektakel wieder und begeben uns auf den Weg zum Auto, nicht ohne ein leichtes Spannen im Gesicht zu bemerken. Meine liebe Corina versuchte mich von den Sorgen um mein puterrotes Gesicht mit der Bemerkung abzulenken, dass sie sich die ganzen Schultern und das Dekoletete (und das ist nicht gerade wenig) verbrannt habe. Treusorgende Seele! Ihre Bemerkung: "Schau mal die vielen Pinguine (sind die rosa Viecher keine Flamingos?) da im Wasser nährte meine Vermutung, dass die Sonne auch bei ihr weitere unsichtbare Spuren hinterlassen hatte. Als dann uns der Campingpförtner mit erhobener Hand, die Handinnenfläche gegen uns gerichtet mit den Worten begrüsste:"How! Tatanka obwatsch te!" was so viel heisst, wie "in diesen sumpfigen Jagdgründen gibt es keine Büffel mehr!" da war mir klar, dass er in mir den Häuptling der Comanchen wähnte und ich doch ein klein wenig Sonnenbrand hatte.
***************************************************************
S'bassiert nit viel!
Heute haben wir beim Besuch der mittelalterlichen Stadt Aigues Mortes aufgrund einer gewissen Magenleere und auch aus Gewohnheit zur Mittagszeit ein Restaurant ins Auge gefasst, welches als Tagesgericht Toro (Stier) mit Pommes und Salat, also ä rächts Stick Fleisch (het Corina gsait) für unschlagbare 13€ feilgeboten hat. Nach zuweisen eines kleinen 2er Sitzplatzes auf der Strasse vor einem Restaurant haben wir auch gleich Freundschaft mit unseren Tischnachbarn geschlossen, einem älteren Franzosen mit seiner erwachsenen Tochter. Dieser hat uns sofort auf Corinas leuchtenden "Sonnenschlag" auf den Schultern aufmerksam gemacht. Ich erklärte ihm, dass wir zwei Stunden in der Arena von Saintes Maries de la mer bei strahlendem Sonnenschein zugebracht hatten. Er sagte uns, dass seine Tochter (die hing gerade am Telefon) in Stes Maries wohnt.
Als dann die erste Bedienung kam (die die uns auch den Platz zugewiesen hatte) nahm die ganze Sache einen interessanten Verlauf: Diese war nur zuständig für Tischzuweisung, Karten austeilen und Aufnahme der Getränke (Welcomemanagerin), die zweite nahm dann das Essen auf und brachte es auch (Managerin für Aufnahme und Transport von Nahrungsmitteln). Die Getränke brachte dann der Getränkemanager. Diese strikte Arbeitsteilung führt dann dazu, dass in einem Restaurant mit zwanzig Sitzplätzen nahezu ebensoviele Angestellte herumlaufen, was das kostspielige Essengehen in Frankreich erklärt. Der Stier war recht sehnig, eine Schicht von 1mm scharf angebraten, der Rest roh (in Frankreich so üblich). Wir wollen nicht meckern, ich habs ja gewusst. Pommes und Salat waren auch OK. Nachdem wir der (recht unfreundlichen)Abräumministerin unsere Bereitschaft zum Zahlen signalisierten kam die Managerin für Bestellungsaufnahme mit ihrem Kreditkartengerät an unseren Tisch. Hierzu muss man sagen, dass die Franzosen ein Volk sind, bei denen, wie bei den Amerikanern, meist nur mit Karten bezahlt wird. Mit "espece" (Bargeld) zu zahlen ist teilweise recht ungewöhnlich, das war auch ihrem Gesicht zu entnehmen. Die Rechnung machte 33€, wir gaben 50€. Die Ministerin trottete von dannen und kam mit einem kleinen Eimerchen voller Kleingeld wieder zurück. Wir wollen gerne Trinkgeld geben und Corina zählt nach:...44, 45, da fehlen 5€. Ministerin wieder hergewunken. Die zählt vor unseren Augen auf zweimal auf 50€ (2x2€+3x1€ gibt 10€). Wir konnten sie aber von ihren mathematisch fragwürdigen Additionskünsten überzeugen und erhielten unsere fehlenden 5€. Das ist also das Ergebnis einer meist kartenzahlenden Nation: Ohne elektronische Unterstützung geht nix mehr!
************************************************************************
Xundheit
Hab mich heute (zwangsweise) mit dem französischen Gesundheitssystem auseinandergesetzt. Corina hat schon seit zwei Tagen Fieber und Schmerzen im Unterbauch. Heute morgen haben wir uns dann endlich mal um eine ärztliche Versorgung gekümmert. Zunächst habe ich einige Ärzte in unserem Ferienort ergoogelt, alles Allgemeinmediziner. Da wir das Problem als gynäkologisch wähnten suchte ich nach einem spezialisierten Schamanen im Internet. Dies warf nur eine Klinik am Stadtrand aus. Die Pferde gesattelt und hin geritten. Dort machte ein grosses Schild (auch in deutsch!) darauf aufmerksam, dass hier keine Notfälle versorgt werden, man müsse sich mit der Nummer 15 oder 112! um die Zuständigkeiten erkunden! Da ich mir aber die Lokationen örtlicher Medizinmänner vorsorglich notiert hatte suchten wir nach einem namentlich genehmen Exemplar. Monsieur Rich (reich) schien uns nicht die erste Wahl. Der Besuch eines Arztes in der Elsass-Lothringen Strasse scheitere an der Unmöglichkeit einen notwendigen Apostroph im Navi einzugeben. Nächste Wahl: Ein Arzt in der Avenue Bernis (prima, Bernice heisst eine Freundin von Lena).
Gesucht, (fast)gefunden. Musste nochmal in einer Apotheke nachfragen. Mittlerweile halb zwölf setzten wie uns in sein Wartezimmer. 10 min später streckt der Arzt seinen Kopf durch die Tür und fragt, ob wir ein Rendezvous haben. (Huch!!) Es wäre schon spät und ohne Rendezvous geht nix...und Tschüss.
An der Rezeption des Campingplatzes bat ich mir zu helfen, worauf diese einem Arzt in der Nähe anrief. Dort sollten wir uns nach der Mittagspause um 14 Uhr wieder melden. Prima, ich um 14Uhr wieder zur Rezeption, die ruft wieder an: Der Arzt ist leider im Urlaub! Zwei Ärzte weiter wurde einer gefunden, der gerade nicht in Urlaub ist und offene Sprechstunde von 15-19 Uhr hat. Ich musste schmunzeln, als die Dame die Adresse notierte. Es war der Arzt von heute morgen. Danke fürs Gespräch!! Wir um 15 Uhr zum Doc. Der kam dann um 15.10 Uhr mit seinem Geländewagen angefahren, auf dem Rücksitz ein Kite Board. Vorbei an der wartenden Menge nahm sich dieser dann wirklich für jeden Patienten mindestens eine viertel Stunde Zeit. Alle Achtung! Da ich mich als Übersetzungshilfe vorstellte war ihm die familiäre Situation nicht ganz klar. Er fragte mich auch, ob ich nicht letztes Jahr schon mal da war, er kenne mich irgendwo her. Offensichtlich treibt sich in der Gegend ein Lüstling in der Gegend herum, welcher älteren Frauen seine Dienste anbietet und mir longhorigem, grauen und unförmigen etwas ähnelt. Nachdem alles geklärt war konstatierte er seine Hilflosigkeit in diesem Fall und verwies uns ans Krankenhaus in Montpelliers, der nächsten Großstadt
Seine Rechnung: 23€, zahlbar in bar. Um 16.15 Uhr im Krankenhaus angekommen nahmen wir in der Notaufnahme Platz, in der drei Honsele schon warteten. Nach einer dreiviertel Stunde wurde Corina aufgerufen. Nun ist es mittlerweile 21.20 Uhr, Corina ist gerade in den Scanner geschoben worden. Hoffen wir mal, dass sie heute noch zurückkommt und nicht dableiben muss. Auf jeden Fall weiss ich womit sich diese Klinik im Nebenerwerb über Wasser hält: Die Parkuhr läuft und läuft.....
Nachlese
Sinn geschdern schu heimgfahre. Corina muss jetzt am Montag hier nochmal zum Dok.
Abber noch was: .....an alle, die villicht vor henn nach Fronkrich in Urlaub zu fahre: Irgendwann geht einem au de schiienschd Kreisverkehr uff de Sack, wenn alle 500m einer kummt. Ich guck mol, ob wenn mr im Scheck Kreisverkehr, oder au im Inschbacher mol 100 Runde vorher vorfahrt, ob mr dann nit die in Fronkrich erlosse bekummt unn dann in Fronkrich grad uss durchfahre kon. Wenn ich's weiss, dann meld ich mich nomol!
d'grauhoorige
Alle Rechte (un au Linke!) vorbehalten ®